Die steigende Anzahl von Kindern mit mittleren und hohen Kurzsichtigkeiten (Myopie) sorgt weltweit für Besorgnis. Mit jeder Dioptrie mehr Kurzsichtigkeit erhöht sich die Gefahr einer Rethinopathie, von Glaukom oder Katarakt im späteren Leben. Der Grund für den höheren Anteil von kurzsichtigen Kindern kann man nicht nur in der Vererbung suchen. Sicherlich ist die Wahrscheinlichkeit für ein Kind höher eine hohe Kurzsichtigkeit zu bekommen, wenn ein oder - noch mehr - beide Elternteile kurzsichtig sind. Die Gründe sind jedoch vielschichtig. In der heutigen Gesellschaft sind die Kinder viel zu lang am Tag in geschlossenen Räumen. Eine tägliche Dosis Tageslicht von 2-3 Stunden ist nicht nur allgemein für die körperliche Entwicklung wichtig sondern im speziellen auch für die geringere Ausprägung der Kurzsichtigkeit. Selbst bei bedecktem Himmel kann es eine gute Zimmerbeleuchtung nicht mit dem Tageslicht aufnehmen, bei Tage ist es draußen immer mindestens 500 mal heller. Auch die häufige und lange Naharbeit (Handy, Tablett usw.) wirkt sich auf die Steigerung der Kurzsichtigkeit aus. Der Lesestoff sollte immer mindestens eine Unterarmlänge vom Auge entfernt sein.

Bei der Kurzsichtigkeit ist das Auge zu lang. Das Bild, dass von Hornhaut und Augenlinse erzeugt wird, ist vor der Netzhaut scharf. Hier helfen Minuslinsen, die das Bild wieder auf der Netzhaut abbilden. Leider ist nun die Form des Auges nicht mehr so kugelförmig (sphärisch) wie ohne Kurzsichtigkeit, sondern länglich (elipsoid, eiförmig) verformt. Das Bild auf der Netzhaut ist damit am Punkt des schärfsten Sehens - der Makula - richtig scharf, aber in den peripheren Bereichen zu stark - also hinter der Netzhaut. In der Peripherie der Netzhaut befinden sich die Zellen, die registrieren, ob das Bild vor oder hinter der Netzhaut befindet. Diese melden dem Körper also, dass das Auge weiterhin zu kurz ist und initiieren ein weiteres Wachstum des Auges und somit eine Erhöhung der Kurzsichtigkeit.

Aus dieser Erkenntnis haben sich viele Therapien entwickelt. Eine naheliegende Möglichkeit ist, die Korrektur in der Peripherie geringer zu halten. Hier haben sich die Orthokeratologie-Linsen (Ortho-K) oder auch Nachtlinsen bewährt. In weltweiten Studien haben diese das geringste Fortschreiten des Längenwachstums des Auges und damit der Kurzsichtigkeit gezeigt. Des weiteren erreicht man einen ähnlichen Effekt mit Multifokallinsen, dieses sind normale am Tage zu tragende Linsen (weich oder stabil), die zum Rande eine geringere Stärke aufweisen. Wir beraten Sie gern unverbindlich, welche Variante für Sie oder Ihr Kind in Frage kommt.